[first published on Senfblog.de October 22nd, 2012]
Da ich stets versuche Filme aus allen Genres anzusehen und auch nicht vor den Blockbustern zurückschrecke, habe ich mir die Wahlkampfkomödie „The Campaign“ (2012) mit Will Ferrell („Anchorman“) und Zach Galifianakis („Hangover“) angeguckt. Regie führte Jay Roach, der Ende der 1990er einige wirklich gelungene Komödien wie „Austin Powers“ oder „Meet the Parents“ gemacht hatte. Der Film ist ein gutes Beispiel für einen talentierten Regisseur, dessen Repertoire aber extrem begrenzt ist. Wenn dieser dann auch noch mit Genre-Schauspielern wie Ferrell und Galifianakis zusammenarbeitet, die selber beide nur eine Rolle besitzen dann entsteht ein Film wie „The Campaign“. Alles hat man irgendwie schon gesehen und früher war es besser. So ein bisschen wie Sex mit der Ex.
In „The Campaign“ wird die Geschichte eines Wahlkampfes von der Aufstellung der Kandidaten bis zur Verkündung des Siegers erzählt. Zwei CEOs möchten in North Carolina ihren Einfluss verstärken und sehen bei der neuen Wahl zum Congressman ihre Chance. Der Demokrat Brady (Will Ferrell) bewirbt sich für seine 5. Amtszeit und die beiden reichen Männer (mehr erfährt man über sie nicht… ähhm ja) unterstützen den stillen Marty Huggins (Galifianakis) mit mehreren Millionen als Gegenkandidat. Wenn man den Film zu Ende gesehen hat und eine Minute drüber nachdenkt ist dieser Plot einfach eine Unverschämtheit, weil im Prinzip die beiden CEOs auch direkt Brady unterstützen hätten können um ihre schrecklich einfallslosen „Bösen-Ziele“ zu erreichen. Das machen sie dann sogar irgendwann im FIlm. Aber dann hätten wir eben keinen schlechten Film bekommen und ich würde mich nicht ärgern 101 Minuten meines Lebens plus das jetzt gerade mit diesem Schund verbracht zu haben. Das beste sind die letzten 5 Minuten in denen einfach alles über Bord geworfen wird um ein Happy End zu haben. Bei guten Filmen weiß man am Ende, dass nichts in der Geschcihte hätte anders laufen können als es einem präsentiert wurde. Ich formuliere es mal vorsichtig: das ist hier nicht nicht der Fall.
Es ist irgendwie schade. Will Ferrell hat etwas, genau wie Zach Galifianakis, das bringt uns zum lachen; irgendetwas in diesen 018–15 Gesichtern. Aber auf der anderen Seite haben beide einen Hang zu verdammt schlechten Drehbüchern. Man kann sich sicher sein, dass beide hin und wieder in einer gelungene Ausnahme wie „Anchorman 2“ oder ähnlichem zu sehen sein werden, aber sie leiden beide unter ihrem begrenztem Können. Sie sind gut für eine Rolle, die dann unterschiedliche Akzente hat oder halt ein bisschen anders aussieht. In diesem Film ist Ferrell wie auch in seiner Rolle in „Anchorman“ das liebenswerte Arschloch, was ja irgendwie nicht besser weiß. Galifianakis ist der dicke Trottel, der hier zwar keine Drogen schmeißt, aber halt genauso dämlich durch den Film rollt. Das einzige, was „The Campaign“ wirklich gut gelingt ist es gewisses Politikerverhalten uns in übertriebener Form nahe zubringen. Aber dafür hat halt auch der Trailer gereicht. In Momenten wenn Ferrell ein Baby schlägt muss ich auch lachen (ja es wird wirklich „gezeigt“), aber das sind dann auch die wenigen Witze die nicht schon in „Scary Movie“-Manier durch gefühlte 100 Filme in den letzten Jahren durchrecyclet wurden. In dieses raren Momenten, wie zum Beispiel wenn Ferrel in einem Fernsehinterview in 2 Minuten 3 verschiedene „Schleichwerbungen“ unterbringt, wünscht man sich mehr davon. Doch das bleibt es dann auch an Satire. Alles wahre was an politischem Zirkus verarbeitet wird, ist nur Mittel zum Zeck. Es geht dem Film nicht darum die dummdreisten Wahlkampfmethoden oder die Zwei-Gesichter eines jeden Politikers zu zeigen. Nein, es geht ganz einfach darum mit den Namen Ferrell und Galifianakis Geld zu machen. Aus technischer Sicht lässt sich nichts negatives oder positives üer den Film sagen, da er absolut einfallslos und geradlinig gefilmt wurde, wie es auch für Komödien dieser Art OK ist, da es wirklich oft nur darum geht Stand Up-Komikern eine Bühne zu geben.
Ich hoffe sehr, dass „Anchorman 2“ kein Komplettausfall wie „The Campaign“ wird, weil sonst der Effekt wie bei „Matrix“, „Star Wars“ oder „Indiana Jones“ eintreten könnte und ein Meisterwerk ob seines Nachfolgers in Verruf gerät. Zu „The Campaign“ kann ich nur sagen, NICHT ANGUCKEN. Auch nicht auf DVD, da gibt es keine Ausnahmen und schon gar keine Entschuldigungen. Komödien sind auch Filme und nur das Genre ist keine Rechtferigung für eine fehlende Geschichte.
Fazit: Absolut dreister Versuch mit gar keiner Geschichte und zwei Namen Geld an den Kinokassen zu machen